Über mich, meinen Weg und wie ich zum Laufen kam

36 Jahre Laufsport, davon 20 als Leistungssportler

Als Kind habe ich alles ausprobiert: Fußball, Geräteturnen, Basketball, Badminton und vieles mehr. Und dann wurde bei uns in Osnabrück-Atter ein Lauftreff gegründet. Ich war 10 Jahre alt. Mit meinen Eltern und Geschwistern ging es zum Joggen. Niemand in meiner Familie machte Leistungssport, aber Laufen, das lag besonders mir und meinem Bruder Uwe.

So kamen wir zu den ersten Wettkämpfen wie  "Jugend trainiert für Olympia". Mit den ersten Erfolgen wuchs der Ehrgeiz. Nichts ist so motivierend wie der eigene Fortschritt. Oder lag es einfach daran, dass ich nicht verlieren konnte/ kann?

Mehr Training = mehr Erfolge = weniger verlieren.

Oder so ähnlich. Bei meinen ersten richtigen Wettkämpfen musste ich noch Geh-Pausen machen und fand das überhaupt nicht lustig. 

Mit 19 wurde ich im Trikot des Osnabrücker TB Deutscher Jugendmeister, mit 24 startete ich für den TV Wattenscheid 01 und gewann zum ersten Mal in der Hauptklasse die 5.000m. Von 2001 bis 2013 wurde ich dann 28-mal Deutscher Meister. Über 3.000m in der Halle, im Crosslauf, über 10km auf der Straße, über 10.000m und im Halbmarathon. Trainiert vonTono Kirschbaum, der mich während meiner gesamten Hochleistungssportzeit begleitete.

Mein Bruder Uwe war da nicht mehr dabei. Er hatte das Talent, den Ehrgeiz, aber zu viele Verletzungen. Verletzungen und besonders Erkältungen sorgten auch bei mir für viele Rückschläge. EM 2002 in München, die werde ich nie vergessen. In Top-Form angereist und dann am Tag des Rennens Startverbot wegen Lebensmittelvergiftung. Egal wie gut du bist: Die Rückschläge gehören immer dazu.  

Trainingslager auf der ganzen Welt: USA, Portugal, Spanien, Kenia. Fast jeden Tag zweimal "Kilometerfressen". Auch samstags und sonntags. Na klar. Bis zu 220km pro Woche gerannt. Bei etwa 15 km/h. Studentenweltmeister über 10.000m und schließlich: Europameister. 

Profi-Sportler wollte ich nie werden. Immer nur besser und schneller. Und weniger oft verlieren. Ich dachte immer, dass ich mit meinem Physik-Diplom und dem M. Sc. in Managenment and Economis mal was "seriöses" mache. Das war wohl nix. Spannend, wo einen die Füße so hintragen. Denn trotz des Rücktritts vom Hochleistungssport 2015 aufgrund einer Fußverletzung, bin ich auch heute noch Profi. Nur nicht mehr der schnelle, sondern jetzt der langsame Profi-Läufer. Und das mit Begeisterung, Leidenschaft und viel, viel Dankbarkeit. 

Hier findet ihr in meinem Podcast mehr zu meiner "Laufbahn". Laufen ist einfach # 1: Jan läuft

Göteborg, 10.000m-Lauf EM 2006

Ein Lauf, der alles veränderte.

25 Runden im Kreis. Im Ziel bist du genau dort, wo du am Start auch schon warst. Und doch ist die Welt auf einmal eine komplett andere. Wenn Träume, die du noch nichtmal zu träumen gewagt hast, plötzlich trotzdem wahr werden. 

In das Poesialbum meiner kleinen Schwester habe ich geschrieben, dass ich Deutscher Meister über 1.500m werden möchte. Das hat leider nicht geklappt. Aber das hier, das war dann doch besser:

Göteborg, Schweden, 2006. Das Ullevi-Stadion knallvoll. Ich bin fit. Habe gut trainiert. Alles gegeben. Wochenlange Höhentrainingslager. Zum Großteil aus eigener Tasche finanziert. Gleich fällt der Startschuß. Ich bin mega nervös. Jahrelange Vorbereitung für diesen einen Moment. Zielstellung Top Ten. Ich will zu den besten Zehn auf dem Kontinent gehören. Jede bessere Platzierung wäre mega. Hoffen auf eine taktische Spurtentscheidung. Doch dafür muss ich erstmal dranbleiben.

Das Rennen ist wie ein Leben im Leben. Ich kämpfe, ich leide, ich hoffe, ich will aufgeben, ich feiere kleine Zwischenerfolge und schließlich merke ich, dass ich auf Platz 4 bin. Wow!!! Wie geil ist das denn bitte??!!! Und gleichzeitig: Verdammt, Platz 4 geht garnicht. 

Eine riesen Lücke zu den 3 Führenden. Doch diese wird kleiner. Ich gehe am Dritten vorbei, hänge mich an die ersten Beiden. Und dann, dann kommt die Zielgerade. 

Auch heute noch frage ich mich manches Mal, ob ich das alles nicht doch nur geträumt habe...

Hier findet ihr das Rennen, absolut genial kommentiert von Ralf Scholt und Willi Hark auf Youtube.

Und in dieser Podcast Folge #8 das Ganze aus meiner persönlichen Sicht. 

 

 

Die größten Erfolge und Auszeichnungen meiner sportlichen Laufbahn

2006
Europameister 10.000 m
Mein Lauf. Das kam unerwartet. Für alle.
28:10,94 min Göteborg
2003
Studentenweltmeister
10.000m Gold und 5.0000m Silber in Daegu/ Südkorea
2001-2013
28-facher Deutscher Meister
Auf den Strecken 3.000m-Halle, 5.000m, 10.000m, Crosslauf, 10km Straße, Halbmarathon, in der 3x1000m-Staffel und mit diversen Mannschaftswertungen.
2011/ 2012
Schnellster Deutscher Marathonläufer
Vier mal im Marathon gestartet, 3x im Ziel. Beim ersten 2:20 h, beim zweiten 2:15 h, beim dritten mit Muskelbündelriss ausgestiegen und beim vierten 2:13 h.
2006
Leichtathlet des Jahres
Das Jahr 2006 war ein ganz besonderes. Auch wegen dieser Ehrung.

Persönliche Bestzeiten

800m
1:51,73 min
18.Juni.1999 Rhede
1.000 m
2:23,47 min
3. September 1997 Dortmund
1.500 m
3:41,39 min
26. Juni 1999 Dortmund
3.000 m
7:46,22 min
30. Mai 2003 Dessau
5.000 m
13:14,85 min
28. Juli 2007 Heusden-Zolder
10.000 m
28:02,55 min
4. Mai 2008 Palo Alto, CA (USA)
Halbmarathon
1:03:22 h
4. April 2013 Refrath
2:13:10 h
Marathon
30. September 2012 Berlin

Vom Leistungssportler zum Speaker

Schon zu meiner Zeit als Profi-Läufer habe ich die ersten Vorträge gehalten und dabei gemerkt, dass mir das riesig viel Freude bereitet. Menschen begeistern, mitreißen und einen nachhaltigen Einfluß zu hinterlassen, das ist voll mein Ding. Einfach, indem ich die Tricks des Ausdauersports auf andere Bereiche übertrage: Sich selbst überwinden, auch große Herausforderungen erfolgreich meistern und bei allem im Blick behalten, dass man sich nicht überfordert, sondern Spaß hat.

In Laufschuhen gelernt und im Studium und Beruf erfolgreich angewendet. Die besten Strategien für ihre Ziele. 

Jan Fitschen als Speaker